Spielt man das Mundstück allein, so bekommt man mit etwas Übung einen Tonumfang von über einer Oktave hin. Man kann Tonleitern, Arpeggios, oder einfache Melodien spielen, indem man nur das Mundstück verwendet. Das gibt einem bei der Plazierung des Mundstücks auf dem Kork eine Menge Spielraum. Gibt es trotzdem so etwas wie eine optimale Position des Mundstücks auf dem Kork?
Daß es tatsächlich so etwas gibt, liegt in der Konstruktion des Saxophons begründet. Die Tonlöcher auf dem Saxophon haben eine feste, durch das Design des Instruments bestimmte Position. Klingen einzelne Töne zu hoch oder zu tief, wenn man mit dem Ansatz alles richtig macht, muss der Instrumentenfachman ran und kann die Höhe der Klappen im offenen Zustand justieren (Klappe weiter auf — der Ton wird höher; Klappe weiter zu — der Ton wird tiefer), oder kann einen Ring in das Tonloch einlöten. Bevor man aber zu so drastischen Mitteln greift, ist es zu empfehlen, daß man sich erstmal die optimale Position des Mundstücks auf dem Kork sucht. Als Faustregel gilt, daß man ein Mundstück mit größerer Kammer weiter auf den Kork schieben muß, als ein Mundstück mit kleiner Kammer. Der Erfinder des Saxophons hatte dazu auch eine eindeutige Meinung: nach den Designplänen von Adolphe Sax muß die Mundstückkammer genau das gleiche Volumen haben, das am Ende des Saxophon-Konus abgeschnitten ist.
Wenn Du mit einem zu festen Ansatz spielst, mußt du das Mundstück weiter herausziehen, um die tieferen Töne (Bb0, B0 und C1) korrekt gestimmt zu spielen. Spielst du dann einen Ton, bei dem fast alle Klappen geöffnet sind, (Bb1, B1, C2), klingt dieser verglichen mit dem tiefen Ton zu tief, da die Verlängerung für die kürzere schwingende Luftsäule viel stärker ins Gewicht fällt. Wer von gesundem Mißtrauen geplagt wird, muß jetzt die Formel nehmen, die Frequenz und Wellenlänge miteinander in Beziehung setzt, und nachrechnen. Durch die folgenden Bilder versuche ich das auch noch zu verdeutlichen.
Die
blaue Linie in der nebenstehenden Abbildung zeigt die Länge der
Luftsäule,
wenn das mittlere Bb1 gespielt wird. Die Länge ist durch die Lage
der Klappe bestimmt und kann nicht verändert werden. Die kurze
grüne
Linie zeigt, wie lang die Luftsäule sein müsste, damit eine
saubere
Oktav erklingt. Die drei Fälle sind:
Ist die Oktav zu kurz, also der Ton mit den geöffneten Klappen relativ zu tief, mußt Du das Mundstück weiter auf den Kork schieben. Umgekehrt, ziehe das Mundstück ein wenig vom Kork herunter, wenn die Oktav zu lang ist, wenn also der Ton mit den geöffneten Klappen relativ zum Ton mit den geschlossenen Klappen zu hoch ist. Überprüfe mehrere Töne, also Bb0 mit Bb1, B0 mit B1 und C1 mit C2 und wähle eine mittlere Position, wenn sich nicht für alle Töne die gleiche ergibt.
Die
so
gefundene Position ist die akustisch korrekte, für die die Lage
aller
Tonlöcher vom Design her ausgelegt ist: das Saxophon ist so in
sich
selbst gestimmt. Das Saxophon sollte dann auch absolut richtig gestimmt
sein, also so dass das klingende A 440 Hz hat (bzw. 220 Hz eine Oktave
tiefer). Das klappt allerdings nur bei normaler Umgebungstemperatur
(also
bei etwas über 20°C im Saxophon), da die absolute Stimmung von
der Lufttemperatur abhängig ist. Schwierig wird es auch, wenn man
ein Mundstück mit extrem kleiner oder großer Kammer
verwendet. Um es noch komplizierter zu machen, hat auch noch die
Härte des Blattes einen Einfluß auf das
Schwingungsverhalten. Aber für ein mittelhartes Blatt und ein
Mundstück mit mittelgroßer Kammer klappt die beschriebene
Methode ziemlich gut.